Mogelpackung Speiseeis: Wie die Eisdiele überzeugt - dhz.net

2022-11-09 17:38:05 By : Ms. Coco Chen

Frische Erdbeeren, Stückchen von schmelzender Schokolade oder eine echte Vanilleschote: Auf den Verpackungen von Speiseeis glänzen die Versprechen, doch die Hersteller halten sie oft nicht. Von den abgebildeten Zutaten sind oft nur Spuren enthalten. Mengenangaben fehlen. Warum es sich meist lohnt die Eisdiele, der Eispackung vorzuziehen – und warum man auch hier genauer hinsehen und nachfragen sollte.

Der Sommer 2019 hinkt den Rekordwerten des Jahres 2018 noch um einiges hinterher, wenn es um das anhaltend schöne und vor allem heiße Wetter geht. Doch Eis essen gehört dennoch zum Sommer dazu. Die meisten von uns erwarten dann, wenn sie Eis und andere Lebensmittel kaufen, eine transparente Produktaufmachung mit eindeutigen Angaben der Zutaten und auch klaren Hinweisen zur Zubereitungsart, wenn Lebensmittel wie Speiseeis zum direkten Verzehr gekauft werden. Darauf weist der Bundverband der Verbraucherzentralen (vzbv) hin und bemängelt zugleich, dass die Erwartungen beim Eiskauf oft enttäuscht werden.

Das Problem: Es gibt zwar Leitsätze der Deutschen Lebensmittelbuch-Kommission (DLMBK) speziell für Speiseeis, doch diese sind nicht gesetzlich verpflichtend. So gibt es nach Angaben des vzbv auch keine rechtliche Definition für die Werbung mit Begriffen wie aus "eigener Herstellung" oder "selbst gemacht". Als Laie kann man also auch nicht erkennen, wann Eis wirklich handwerklich hergestellt ist und wann eventuell fertig zusammengesetztes Pulver angerührt wurde – mit entsprechender natürlich wirkender Früchtedeko.

"Wenn `eigene Herstellung` draufsteht, bedeutet das nicht automatisch, dass in der Eisdiele aus Milch, Sahne, Zucker, Früchten und Gewürzen die Sorten frisch hergestellt werden", bemängelt der Verbraucherschützer-Verband und rät dazu, dass Eiskäufer in der Eisdiele nachfragen sollten, was hinter einem solchen Versprechen steht. Ein Vorteil gegenüber industriell hergestelltem Eis aus dem Supermarkt: Nachfragen vor Ort in der Eisdiele ist durchaus möglich.

Denn handwerklich hergestelltes Speiseeis im Sinne der Vorgaben des Lebensmittelbuchs besteht nur aus den genannten, vergleichsweise wenigen Zutaten. Die Vorgaben bestimmen zudem, wie hoch der Anteil bestimmter Zutaten sein muss. "Schokoladeneis besteht zu 70 Prozent aus Milch, dann kommen noch Sahne, Kakao oder je nach Rezeptur Schokolade, Zucker und natürliche Bindemittel dazu, sonst nichts", sagt dazu Annalisa Carnio, die Sprecherin von Uniteis, der Union der italienischen Speiseeishersteller in Deutschland. Fruchteis muss mindestens 20 Prozent Frucht enthalten. "Viele in unserer Branche bieten aber weit höhere Fruchtanteile an. Wir erkennen hier einen Trend, den die Kunden schätzen", sagt Carnio. Die Frucht gibt den natürlichen Geschmack, den viele schätzen und den man mit künstlichen Zutaten nicht hinbekommt. Auch für Sorbet, Wassereis, Cremeeis und andere Bezeichnungen, die man in der Eisdiele finden kann, gibt es klare Vorgaben.

Dass handwerklich hergestelltes Eis viel weniger und vor allem natürlichere Zutaten enthalten kann sowie mit weniger Zusatzstoffen auskommt, liegt auch daran, dass es nicht als Vorrat, sondern für den Direktverzehr gekauft wird. So stellt kaum einer das Eis aus der Eisdiele in die Tiefkühltruhe und lagert es für die nächste Saison. Denn dort würde es den Geschmack verlieren und die Konsistenz würde sich verändern.

Und was drin ist im Eis, wollen aber auch in der Eisdiele immer mehr Menschen wissen und sie fragen laut Annalisa Carnio auch nach – vor allem bei den eher ausgefallenen Sorten. Außerdem gilt auch für die handwerklichen Eishersteller: Sie müssen alle Zutaten in einem Verzeichnis aufführen und mögliche Allergene kennzeichnen.

Für bestimmte Bezeichnungen geben die Leitsätze für Speiseeis des Deutschen Lebensmittelbuches Mindestanforderungen vor:

Auch auf einige einzelne Eissorten gehen die Leitsätze ein (Beispiele):

Mängel bei den Angaben für Speiseeis und einen Widerspruch zu den Leitsätzen der DLMBK erkennen die Verbraucherschützer in besonderem Maße beim Speiseeis aus dem Supermarkt. Das Projekt Lebensmittelklarheit hat schon im vergangenen Jahr im Auftrag des vzbv den Marktcheck gemacht und die Kennzeichnung und Aufmachung von verschiedenen Speiseeis-Verpackungen unter die Lupe genommen. Fazit: "Es mangelt an transparenten Informationen zu Zutaten und Zutatenmengen, die helfen Qualitätsunterschiede auszumachen."

Konkret geht es darum, dass auf den Verpackungen meist Zutaten abgebildet sind, die einerseits die Eissorten beschreiben und daher eine prominente Platzierung bekommen – wie Erdbeeren beim Erdbeereis oder Schokoladenstücken beim Stracciatella-Eis – andererseits wird oft nicht angegeben, wie viel von der entsprechenden Zutat wirklich im Eis drin ist und ob zusätzlich Aromen und anderen Zusatzstoffen hinzugegeben wurden, die den versprochenen Geschmack hervorbringen. Außerdem entsteht angesichts der verschiedenen Produktbezeichnungen Verwirrung: Erdbeereis, Fruchteiscreme Erdbeere, Eis mit Erdbeergeschmack. Laut vzbv zeigt schon die Namensvielfalt, dass Erdbeereis nicht gleich Erdbeereis ist.

Bei den meisten untersuchten Eisverpackungen konnte der Marktcheck zwar keine Verstöße gegen die freiwilligen Vorgaben des Deutschen Lebensmittelbuchs für Speiseeis entdecken. Dennoch bekommt der Eiskäufer meist keine Klarheit über die Zutatenmengen.

Die Prüfer des Projekts Lebensmittelklarheit haben die Verpackungen der in Deutschland weiterhin sehr beliebten Eissorten Erdbeere, Schokolade und Vanille untersucht und dabei große Unterschiede aufgedeckt. So wies beim Erdbeereis nur die Hälfte der untersuchten Produkte den Erdbeeranteil klar aus. Wo er erkennbar war, lag er zwischen zehn und 36 Prozent. Im Blick hatten die Prüfer zudem Schokoladeneissorten ohne Schokostückchen und konnten dabei meist nicht immer eindeutig erkennen, ob wirklich Schokolade enthalten ist oder lediglich Kakao in der Eismasse. Für Bourbon-Vanilleeis geben die Leitsätze des Lebensmittelbuchs klar vor, dass ausschließlich Bourbon-Vanille enthalten sollte, wenn das Eis diese Bezeichnung erhalten soll. Das erfüllte aber weniger als die Hälfte der untersuchten Eispackungen. Außerdem fanden die Tester in einem Produkt zusätzlich die Zutat natürliches Vanillearoma und wiederum nicht eindeutige Kennzeichnungen.

Der vzbv fordert angesichts dieser Ergebnisse, dass die Eisanbieter die Leitsätze des Deutschen Lebensmittelbuchs strenger einhalten sollten. Nur dann könnten Bezeichnungen wie "Bourbon-Vanilleeis" oder "Erdbeerfruchteis" eine verlässliche Orientierung bieten. "Zudem sollten Hersteller wertgebende Zutaten klar benennen und auch angeben, in welcher Menge diese Zutaten enthalten sind – selbst wenn dies keine Pflicht ist", fordern die Verbraucherschützer.

Ein weiterer wichtiger Unterschied zwischen Industrie- und Handwerkseis liegt zudem in der Menge des sogenannten Aufschlages, sprich der enthaltenen Luft. Hier sagen die Leitsätze: Bei vorverpackter Ware werden zum Zeitpunkt der Herstellung Aufschläge bis zu 150 Prozent vorgenommen. Bei Verfahren, die bei der handwerklichen Speiseeisproduktion üblich sind – mit Ausnahme von Softeis – liegen die Aufschläge in der Regel nicht über 40 Prozent. Die Höhe des Aufschlags lässt sich aus dem Vergleich des Gewichts mit dem Volumen des Speiseeises ableiten.

Das bedeutet im Klartext: Wer beim Handwerk kauft – ob Eisdiele, Konditor oder Bäcker, denn auch Bäckereien bieten vielfach selbstgemachtes Eis an – kauft auch weniger Luft. Den Aufschlag beim Supermarkteis kann man immer dann ganz gut erkennen, wenn auf den Eispackungen sowohl das Gewicht als auch das Volumen angegeben ist. Je größer der Unterschied zwischen Gewicht und Volumen, desto mehr Luft ist im Eis.

1. Schokolade 2. Vanille 3. Haselnuss 4. Erdbeere 5. Joghurt 6. Stracciatella 7. Mango 8. Himbeere 9. Zitrone 10. Sahne-Kirsch (Amarena)

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